Vor kurzem haben wir mit der Bergwacht eine Baumrettungsübung am Landeplatz durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Selbstsicherung des Piloten am Baum sowie seine Bergung durch die Bergwacht wesentlich vereinfacht werden, wenn der Pilot einige sehr leichte Ausrüstungsgegenstände mitführt. Nachfolgend werden diese dargestellt und ihre Anwendung erläutert:
Das Wichtigste nach einer Baumlandung ist die Selbstsicherung des Piloten gegen einen Absturz vom Baum. Hierzu sehr gut geeignet ist eine sogenannte Bandschlinge. Diese sollte mind. 120 cm lang sein (Preis ca. 5-10 €). Vorteilhaft ist ein zusätzlicher Schraubkarabiner. Die Bandschlinge wird am Stamm befestigt und im gurtzeugeigenen Karabiner eingehängt. Da sich dieser unter Zugbelastung (und möglicherweise einhändig) schlecht öffnen lässt, kann hierzu auch der mitgeführte Schraubkarabiner verwendet werden.
Nach der Selbstsicherung (diese vor dem „Hineinhängen“ nochmals kritisch prüfen) kommt die Alarmierung. Hierzu solltet ihr euer Handy griffbereit haben (hinten in der Gurtzeugtasche nutzt es euch wenig!!!). Die Alarmierung erfolgt über die Rufnummer 112. Hierbei solltet ihr folgende Infos geben:
- WER: Name (eure Rufnummer sieht die Rettungsleitstelle!)
- WO: Ort der Baumlandung mit möglichst genauer Beschreibung. Nutzt die Daten eures GPS-Varios oder Eures Handys (z.B. mit der kostenlosen Android-App „Meine GPS Position“, oder unter iOS mit der System App „Kompass„).
- WAS: Art des Ereignisses, insbesondere, ob ihr durch die Baumlandung verletzt seid.
- WIE VIELE: außer bei einem Tandemflug oder nach einem Zusammenstoß in der Luft dürfte es sich um eine Person handeln.
- WARTEN: das Gespräch nicht selbständig beenden, sondern warten bis keine Rückfragen der Rettungsleitstelle mehr bestehen.
Das Heranführen der Rettungskräfte an den richtigen Baum wird dadurch erleichtert, wenn ihr mit einer Trillerpfeife auf euch aufmerksam macht. Im dichten Wald ist ein Schirm oftmals selbst dann nicht vom Boden aus zu erkennen, wenn man unmittelbar darunter steht. Bei unklarer Ortsangabe kommt möglicherweise ein Hubschrauber zum Einsatz der Euren Schirm von oben gut sehen kann – keine Angst, die Piloten wissen, dass sie Euch nicht zu nahe kommen, um Euch vor dem Rotorabwind zu schützen.
Die Bergwacht wird mit Euch Kontakt aufnehmen. Dies kann durch Zuruf oder über das Handy erfolgen. Dabei wird das weitere Vorgehen abgesprochen.
Am Einfachsten und Schnellsten wird die Bergung dann ablaufen, wenn ihr mit eurer Rettungsschnur ein Seil nach oben ziehen und sicher am Stamm des Baumes befestigen könnt. Das Seil das ihr nach oben zieht, wird wie folgt aussehen:
Da die Bergwacht dieses Seil anschließend zum Aufstieg zu euch benutzt, muss unbedingt sichergestellt sein, dass es richtig angebracht ist und sicher hält. Hiervon wird sich die Bergwacht überzeugen. Solltet ihr zu einer sicheren Anbringung nicht in der Lage sein (z.B. wegen Verletzung), wird die Bergwacht auf anderem Wege zu euch aufsteigen, was allerdings aufwändiger und zeitraubender ist.
Nachdem der Retter zu euch aufgestiegen ist, wird er euch nach einigen „Vorarbeiten“ abseilen. Wenn ihr dazu in der Lage seid, ist es für die spätere Schirmbergung hilfreich, wenn ihr die in der Regel unter „Spannung“ stehenden Tragegurte nicht wegschnellen lasst, sondern am Baum festbindet oder an einem abgebrochenen Ast befestigt.
Nachdem ihr wieder sicheren Boden unter euren Füßen habt, zuerst mal tief durchatmen und dann gilt der Dank den Rettern. Wenn sich die Baumlandung im Fluggebiet Schauinsland ereignet hat, vergesst bitte auch nicht, den Sicherheitsvorstand (sicherheit@gsccolibri.de) und die Bergstation der Schauinslandbahn (+49 761 4511-742) zu informieren.
Hier nochmals die notwendige Sicherheitsausrüstung, die ihr bei jedem Flug griffbereit mitführen solltet:
- Bandschlinge (mit Karabiner)
- Handy
- Signalpfeife (mit Leine gegen Herunterfallen gesichert)
- Rettungsschnur (ganz wichtig: so wie die Rettungsschnur vom DHV ausgeliefert wird, ist sie in der Praxis nicht zu gebrauchen, da sie sich verheddert! Deshalb: wickelt die Schnur zuhause komplett ab und steckt sie durch ein kleines Loch am Boden einer Mini-Grip-Tüte durch. Das kurze Ende verbindet ihr mit eurem Gurtzeug (z.B. auf der Innenseite der Seitentasche festnähen oder mit einer Sicherheitsnadel). Den langen Teil der Rettungsschnur stopft ihr dann – von der Tüte ausgehend – nach und nach in die Tüte. Zuoberst liegt dann das Bleigewicht – natürlich bereits an der Schnur angebunden!!! Dann verschließt ihr die Mini-Grip-Tüte, verstaut sie griffbereit und hofft sie nie zu benötigen.
Autor: Helmut Fehr, GSC Colibri Freiburg e.V. Mein Dank gilt Christian Färber, Bergwacht Freiburg, für die fachliche Durchsicht sowie Julian Sütterlin, für seine geniale Mini-Grip-Tüten-Lösung.